Dopingkontrollen

Grundlagen

Jeder Sportler, der einem Swiss Olympic Verein angehört, untersteht der Kontrollpflicht. Der Ablauf der Dopingkontrolle ist im "Internationalen Standard für Dopingkontrollen" der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur) genaustens festgehalten. Dabei muss beachtet werden, dass unter dem Begriff Dopingkontrolle nicht nur der Kontrollvorgang selbst gemeint ist, sondern weitere Schritte enthalten sind. Im Folgenden werden die sechs Teilschritte der Fachkommission für Dopingbekämpfung beschrieben.

Damit die Kontrollen geplant ablaufen, erstellt die Fachkommission für Dopingbekämpfung (FDB) für jeden Swiss Olympic Verein ein eigenes Kontrollkonzept. Darin wird für jeden Verband die Anzahl der Kontrollen bestimmt. Ist die Anzahl der Kontrollen geklärt, werden die Kontrollzeitpunkte für jeden Monat geplant. Das ermöglicht anschliessend die effiziente und organisierte Durchführung der Kontrollen. Die erhaltenen Proben werden im Laboratoire d'Analyse du Dopage in Lausanne analysiert. Die Resultate der Proben werden im FDB verwaltet und wenn nötig an die Disziplinarkammer weitergegeben. Die letzte Phase besteht in den Sanktionen. Wird eine Probe für positiv befunden, wird das Doping-Vergehen in der Disziplinarkammer beurteilt. Wie man sieht, ist die Urinprobe selbst nur ein kleiner Teil der Dopingkontrolle.

Kontrollablauf

Wir stellen den Kontrollablauf dar, als ob "ich" aufgeboten wäre.

Nachdem ich das Aufgebot für die Dopingkontrolle erhalten habe, unterschreibe ich das Kontrollformular und bestätige damit den Erhalt und mein Erscheinen. Ich treffe so bald wie möglich, in Begleitung meines Trainers, in der Kontrollstation ein. Bevor ich mich dort in den Wartebereich setze, wird meine Identität überprüft. Ich werde aufgerufen und betrete den Kontrollbereich. Hier dürfen nur ich, meine Vertrauensperson und wenn nötig ein Dolmetscher sein. Ich wähle nun, aus einer ganzen Reihe, den originalverpackten Urinbecher aus. Bei der Urinabgabe werde ich durch einen Kontrolleur gleichen Geschlechtes begleitet, der die Sichtkontrolle durchführt. Dazu muss ich mich vom Bauch bis zu den Knien freimachen, damit eine Manipulation ausgeschlossen werden kann. Sobald der Becher zu 75ml gefüllt ist, habe ich das schlimmste überstanden. Im nächsten Raum wähle ich nun mein Kontrollmaterial aus. Dieses besteht aus zwei Fläschchen, welche mit einer einmaligen Nummer beschriftet sind. Eines ist mit einer gelben oder orangen Etikette versehen, das für die A-Probe reserviert ist. Das andere trägt eine blaue Beschriftung und wird für das Abfüllen der B-Probe benötigt. Meine abgegebene Urinprobe wird nun auf die zwei Fläschchen verteilt. Zuerst fülle ich oder der Kontrolleur einen Drittel in das B- Proben- Fläschchen und anschliessend den Rest in das Fläschchen für die A- Probe. Die beiden Flaschen werden mit den richtigen Deckeln luftdicht verschlossen. Es sind Spezialdeckel, welche einmal zugedreht, nicht mehr aufgedreht werden können. Sie werden bei der Analyse abgeschnitten. Die Kontrollperson füllt das Kontrollprotokoll aus. Bei der Analyse wird die Probe anonym behandelt, denn meine persönlichen Angaben werden nicht weitergegeben. Für eine korrekte Analyse im Labor gebe ich die eingenommenen Medikamente der letzten zwei Tage an. Zum Schluss wird die Probe in die Originalverpackung verstaut und versiegelt. Ich, mein Trainer und die Kontrollperson unterschreiben das Kontrollformular. Damit wird die Durchführung nach den geltenden Regeln bestätigt. Ich erhalte zu meiner Sicherheit eine Kopie des Kontrollformulars. Meine Proben gehen nun auf Reisen ins Analyselabor. Ich habe meinen Teil der Arbeit erledigt. In Zukunft werden neben den bekannten Urinproben auch Blutproben genommen.

Analyse der Probe

Die Analyse der Probe gliedert sich in vier Schritte. Zu Beginn wird die Probe auf Unversehrtheit geprüft. Es wird also eine Sichtprüfung durchgeführt. In der Eingangskontrolle wird auch der Empfang der Probe bestätigt. Wenn die Verpackung und die Verschlüsse der Probe in Ordnung sind, werden die Proben weitergegeben. Die B- Probe wird sogleich eingefroren und bleibt auf jeden Fall für 6 Monate im Eis. Bei der A- Probe geht die Analyse nun los. Die Analyse wird zuerst mit Hilfe einfacher und sehr effektiver Methoden durchgeführt. Dadurch wird erzielt, dass eine grosse Anzahl verbotener Substanzen mit möglichst kleinem Aufwand sichtbar gemacht werden können. Erst wenn ein Dopingverdacht besteht, wird die Probe in einem zweiten Durchgang genauer unter die Lupe genommen. In der dritten Phase wird der Fachkommission für Dopingbekämpfung das Resultat mitgeteilt. Diese wiederum meldet die Ergebnisse den Sportlern. Wurde die A- Probe für positiv befunden, kann der Athlet das Resultat annehmen oder anfechten. Bei ersterem wird das gesamte Dossier mit allen Unterlagen der Disziplinarkammer für Dopingfälle übergeben. Hier wird das Urteil gefällt. Verlangt der Sportler aber eine Analyse der B- Probe, wird diese unter seiner Aufsicht untersucht. Fällt auch diese Probe positiv aus, wird sie gleichfalls der Disziplinarkammer übergeben. Wird sie als negativ befunden, ist der Dopingverdacht erloschen.

weitere Informationen

Stefan Eberli, Marcel Süess und Yves Zellweger BMI7C SG 2005